Der Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur 2024 geht an die Münchener Comic-Künstlerin Barbara Yelin. Ihre "umfangreichen und in zahlreiche Sprachen übersetzten Comics und Graphic Novels", so die Jurybegründung, "behandeln so anspruchsvolle historische und gesellschaftspolitische Themen wie die deutsche nationalsozialistische Vergangenheit oder das Flüchtlingssterben im Mittelmeer. Anhand eingängiger individueller Schicksale zeigen sie kollektive Erinnerungslücken auf, machen Verdrängtes und Vergessenes wieder sicht- und zu wenig beachtete Stimmen hörbar - und das nicht zuletzt gegenüber einer jungen Zielgruppe. Auch durch ihre zahlreichen Lesungen in Kooperation mit jüdischen und weiteren Institutionen beweist Yelin sich als einflussreiche öffentliche Stimme über das Comicmedium hinaus."
Die 1977 geborene Yelin wurde mit ihrer mehrfach prämierten Graphic Novel Irmina international bekannt. 2015 erhielt sie den Bayerischen Kunstförderpreis für Literatur, 2023 den Preis Pro meritis scientiae et litterarum des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Zuletzt erschien von ihr Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung (Reprodukt 2023).
Der renommierte "Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur" ist undotiert und wird seit 1988 jährlich in Erinnerung an seinen Namensgeber verliehen. Seit 2012 findet die öffentliche Preisverleihung in Kooperation mit dem Westfälischen Literaturbüro in Unna statt, das seit 2023 auch den Juryvorsitz inne hat. Ursprünglich für die westfälische Nachbarschaft konzipiert, wurde der Preis über die Jahre immer stärker internationalisiert und hat stetig an Renommee gewonnen. Die Preisträger:innen stammen zum Teil aus Dänemark, Österreich, Ungarn, den Niederlanden oder dem Iran. Das für den Preis charakteristische Attribut der "Aufrichtigkeit" verweist auf seine Besonderheit, dass alle mit ihm Ausgezeichneten sich neben einem überzeugenden schriftstellerischen Niveau auch durch außergewöhnliches soziales Engagement oder ein hohes Maß an Zivilcourage als Kandidat:innen qualifiziert haben müssen. Der Preis ehrt eine Person, nicht ein literarisches oder journalistisches Einzel- oder Gesamtwerk. Geschlecht, Alter, Herkunft, Nationalität oder Religionszugehörigkeit des:der Preisträger:in ist für die Zuerkennung nicht von Belang.
Barbara Yelin wird den Preis am 12. Dezember 2024, um 19:30 Uhr in der Synagoge der liberalen jüdischen Gemeinde haKochaw für den Kreis Unna entgegennehmen. Die Laudatio auf die Preisträgerin hält der Literaturwissenschaftler und Geschäftsführer der LWL-Literaturkommission für Westfalen, Prof. Dr. Stefan Höppner. Die anschließende Preisträgerinnenlesung erfolgt in Kooperation mit der Kreisstadt Unna (Kulturbüro).