Bei einer Feierstunde in der Synagoge der liberalen jüdischen Gemeinde haKochaw in Unna Massen wurde am 12. Dezember 2024 die Münchener Comic Künstlerin Barbara Yelin mit dem Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur ausgezeichnet. Ihre "umfangreichen und in zahlreiche Sprachen übersetzten Comics und Graphic Novels", so die Jurybegründung, "behandeln so anspruchsvolle historische und gesellschaftspolitische Themen wie die deutsche nationalsozialistische Vergangenheit oder das Flüchtlingssterben im Mittelmeer. Anhand eingängiger individueller Schicksale zeigen sie kollektive Erinnerungslücken auf, machen Verdrängtes und Vergessenes wieder sicht- und zu wenig beachtete Stimmen hörbar - und das nicht zuletzt gegenüber einer jungen Zielgruppe. Auch durch ihre zahlreichen Lesungen in Kooperation mit jüdischen und weiteren Institutionen beweist Yelin sich als einflussreiche öffentliche Stimme über das Comicmedium hinaus."
Grußworte sprachen der 1. Vorsitzende des Westfälischen Literaturbüros in Unna e.V., Staatsminister a.D. Wolfram Kuschke, der Leiter des Amts für Kultur und Weiterbildung der Kreisstadt Unna, David Nethen, der 1. stellvertretende Landrat des Kreises Unna, Martin Wiggermann, und die Enkelin Alfred Müller-Felsenburgs, Gesa Fallenstein. Die Laudatio auf Barbara Yelin hielt äußerst fachkundig der Geschaftführer der LWL-Literaturkommission für Westfalen, Prof. Dr. Stefan Höppner, der Musiker Norbert Labatzki begleitete die Veranstaltung mit Klezmer-Klängen.
Der Abend endete mit stehenden Ovationen für die Preisträgerin und ihre beeindruckende Lesung aus Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung (Reprodukt 2023), die in Kooperation mit der Kreisstadt Unna (Kulturbüro) stattfand.
Die 1977 geborene Yelin wurde mit ihrer mehrfach prämierten Graphic Novel "Irmina" international bekannt. 2015 erhielt sie den Bayerischen Kunstförderpreis für Literatur, 2023 den Preis "Pro meritis scientiae et litterarum" des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Zuletzt erschien von ihr "Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung".
Der Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur wird seit 1988 - mit einer Ausnahme 2008 - jährlich vergeben. Der Preis ist nicht dotiert. Namensgeber ist der 1926 in Bochum geborene Lehrer, Lyriker und Autor Alfred Müller-Felsenburg. Er verstarb 2007 in Mechernich.
Das für den Preis charakteristische Attribut der "Aufrichtigkeit" verweist auf seine Besonderheit, dass alle mit ihm Ausgezeichneten sich neben einem überzeugenden schriftstellerischen Niveau auch durch außergewöhnliches soziales Engagement oder ein hohes Maß an Zivilcourage als Kandidat:innen qualifiziert haben müssen. Die möglichen Preisträger:innen werden von einer Jury ausgewählt. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich.