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Statement zur Kürzung des Kulturetats der Landesregierung

Mit großer Sorge nimmt der LiteraturRat Nordrhein-Westfalen den Entwurf für den Haushaltsplan der Landesregierung für 2024 zur Kenntnis.

"Mit großer Sorge nimmt der LiteraturRat Nordrhein-Westfalen den Entwurf für den Haushaltsplan der Landesregierung für 2024 zur Kenntnis.

Der Aufwuchs des Kulturetats um 50% bis 2027, im Koalitionsvertrag mit der Überschrift 'Zukunftsvertrag für Nordrhein-Westfalen' angekündigt, scheint tatsächlich nur noch ferne Zukunft zu sein. Unmittelbar bevor stehen vielmehr Kürzungen um 7 Mio. €.

Die Literaturlandschaft Nordrhein-Westfalens, die der LiteraturRat in ihrer ganzen Breite vertritt, wird hierunter besonders leiden. Denn die Literatur erhält ohnehin einen erheblich geringeren Anteil an Förderung als ihre Schwesterkünste.

Im Koalitionsvertrag formuliert die Regierung, sie wolle sich für 'die Vernetzung der unterschiedlichen Akteure der Literaturszene' einsetzen, außerdem auch für 'kulturelle Bildung und Teilhabe an allen Schulformen' sowie 'die soziale Absicherung von Künstlerinnen und Künstlern'.

Als Akteur:innen des literarischen Lebens in NRW sehen wir diese Ziele gefährdet.

Denn mit Einsparungen konfrontiert, kann die wichtige Netzwerkarbeit nicht in der dringendnotwendigen Qualität und Professionalität fortgesetzt werden. Vor allem auch der kulturelle Bildungsauftrag, dem sich die Literaturszene verpflichtet sieht, ist gefährdet: Leseförderung und Lust auf Umgang mit Sprache und Literatur werden mit sinkenden finanziellen Mitteln kaum durchführbar. Dies ist angesichts einer abnehmenden Lesefähigkeit junger Menschen alarmierend. Gerade in einer immer diverseren Gesellschaft ist die Fähigkeit, sich mit anderen über die eigenen Vorstellungen und Wünsche qua Sprache zu verständigen und somit am kulturellen Leben teilhaben zu können, unabdingbar.

Mit den Einsparungen wird aber nicht nur das, sondern auch der Wert der Literatur in einer zunehmend medialen Gesellschaft in Frage gestellt. Im Feld der Bibliotheken und ihrer Förderung sind hier besonders die ländlichen Räume betroffen, deren Bevölkerungen oft genug an infrastrukturellen Mängeln leiden. Aber auch die umgangssprachliche 'soziale Schere' zwischen verschiedenen Vierteln einer Stadt droht hier noch breiter zu werden.

Nicht zuletzt bangen wir um die vielen freien Autor:innen und Übersetzer:innen, deren Lebensunterhalt ohnehin in den meisten Fällen von Prekarität gekennzeichnet ist. Die im Kulturgesetzbuch festgeschriebenen Standards sind durch die Kürzungen nicht umsetzbar.

Wir als LiteraturRat NRW fordern die Regierungsparteien entschieden auf: Machen Sie die angekündigten Kürzungen im Kulturetat rückgängig! Wir nehmen Ihren Koalitionsvertrag beim Wort und verlassen uns darauf. Die Literatur und das Lesen müssen in der diversen Gesellschaft Nordrhein-Westfalens weiterhin das kulturelle Leben mitprägen. Dafür möchten wir Sie in die Pflicht nehmen."

Der LiteraturRat Nordrhein-Westfalen e.V. vereint die im Bereich der Literatur tätigen Kräfte im Land und vertritt deren Belange gegenüber der Öffentlichkeit. Er trägt dazu bei, das literarische Schaffen in Nordrhein-Westfalen zu stärken, weiterzuentwickeln und zu bewahren und ihm eine Bühne zu bieten.
 Der LiteraturRat verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige kulturelle Zwecke.

Zu seinen Mitgliedern gehören die fünf nordrhein-westfälischen Literaturbüros, Literaturhäuser, große und kleine literarische Gesellschaften, Literaturinstitute, Stadtbüchereien, Verlage, Autorenverbände, literarische Archive, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels (NRW), das Europäische Übersetzer-Kollegium und zahlreiche andere Akteur:innen des literarischen Lebens in NRW.

Aktuelles
  • Sentimentale Eiche No. 6

    Ab sofort kann die neue Ausgabe des kleinen westfälischen Literaturblattes mit dem Motto "Pumpernickel & Co." bestellt werden. Die Ausgabe ist wie immer auf 100 Exemplare limitiert und erhält u.a. einen Essay zu Jakob van Hoddis in Münster und ein Bericht über die frühen Tage der Zeitschrift "Am Erker".

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  • Wenn jede Stimme Gehör und Respekt findet

    Hochaktuell vor historischem Hintergrund, einzigartig und beeindruckend, war die Auftaktveranstaltung der "Westfälischen Friedensgespräche 2023" im Historischen Rathaus in Münster.

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  • Statement zur Kürzung des Kulturetats der Landesregierung

    Mit großer Sorge nimmt der LiteraturRat Nordrhein-Westfalen den Entwurf für den Haushaltsplan der Landesregierung für 2024 zur Kenntnis. Unmittelbar bevor stehen Kürzungen um sieben Millionen Euro.

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  • Literaturpreis Ruhr 2023

    Lina Atfah erhält mit Lyrikband den Literaturpreis Ruhr, der Förderpreis geht an Julienne De Muirier. Der undotierte Ehrenpreis geht an das Festival Literaturdistrikt in Essen und wird von den Gründerinnen und Macherinnen Fatma Uzun und Semra Uzun-Önder entgegengenommen.

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