
Erscheinen - Laura Dürrschmidt "Es gibt keine Wale im Wilmersee"
Der Weg bis zum literarischen Debüt ist lang, hart, und zeitweise hoffnungslos, die Wege des Literaturbetriebs sowieso unergründlich. Nach der Veröffentlichung sieht der fertige Roman aus, wie eine geradlinige Erfolgsgeschichte. Doch hinter jedem Debüt steckt mehr: Zweifel, Umwege, Absagen - und die Frage, wie man es überhaupt schafft, gehört zu werden. Wie findet man einen Verlag? Braucht es eine Agentur? Und was kommt nach dem großen Moment, wenn das Buch endlich erscheint?
Laura Dürrschmidt stellt ihren Roman Es gibt keine Wale im Wilmersee und ihren Weg bis dorthin vor. "Es gibt Dinge, die gehören dem Wasser." Wenn der Winter kalt genug ist, friert der Wilmersee zu, und man kann über das Eis bis auf die kleine Waldinsel gehen. Der Winter, als die Erzählerin acht war, war kalt. Aber nicht kalt genug. In diesem Winter verlor sie Alice und ihren Namen an den See. Seitdem spricht man nicht mehr in ihrer Familie. Und mit der Sprache verschwinden auch die Menschen - die Mutter, der Vater, die Schwester. Die Erzählerin zieht sich ganz in ihre Erinnerungen zurück, in eine Zeit, in der die Mutter ihr Geschichten von den Walen im Wilmersee erzählte und das dunkle, leere Haus noch voller Leben war. Nur so ist sie sicher davor, noch mehr zu verlieren. Bis eines Herbsttages Jora vor der Tür steht, eine junge, rothaarige Frau, die sich mit dem Schweigen nicht zufriedengibt. Aber es ist gefährlich, Jora und ihre Suche nach Geschichten ins Haus zu lassen, denn auch sie könnte einfach wieder verschwinden.
Um den Austausch zwischen Autor:innen, auch in der Region, zu stärken, liest bei jeder Veranstaltung der Erscheinen-Lesereihe auch ein:e lokale:r Autor:in ohne eigenständige Publikation, die thematisch oder stilistisch zum vorgestellten Roman passt. Es moderiert Lucia Hemker.