Kafka-Lektüren
"Mein Schreiben besteht und bestand im Grunde von jeher aus Versuchen zu schreiben und meist aus mißlungenen," schreibt Franz Kafka im Winter 1912 an Felice Bauer. Zu diesem Zeitpunkt sind die Texte, die Kafka posthum berühmt machen werden, noch nicht verfasst bzw. publiziert, wie Das Urteil, Der Process, Die Verwandlung, Der Verschollene, Bericht für eine Akademie und viele weitere. Sie zählen heute zu jenen der Weltliteratur, die nicht nur eine nahezu unüberschaubare Anzahl von Forschungsbeiträgen hervorgebracht haben und weiterhin produzieren, sondern auch zahlreiche Künstler:innen zu einer produktiven Auseinandersetzung inspirier(t)en: So gibt es Literaturverfilmungen und Theaterstücke, die Kafkas Texte adaptieren, ferner zahlreiche Romane und Erzählungen, die deutliche Spuren einer Kafka-Lektüre erkennen lassen. Diese Anschlussfähigkeit macht Kafka zu einem der bekanntesten und einflussreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts und sichert die Popularität seines Werkes.
Anlässlich des 100. Todestages in diesem Jahr sind global Ausstellungen und Veranstaltungen, Projekte und Filme, Bücher, Podcasts etc. geplant, die sich dem Werk und dem Leben des Autors widmen. Grund genug also, vor allem aber eine schöne Gelegenheit, sich Kafkas Texte und ihre vielfältigen künstlerischen Rezeptionen im Rahmen des diesjährigen Literaturwochenendes vorzunehmen: Es werden kleine und größere Prosatexte in den Blick genommen, daneben Briefe und Tagebücher Kafkas. Diese wiederum sind literarische Impulsgeber für Texte von z.B. Anna Seghers, Kurt Schlesinger, Elias Canetti, Haruki Murakami u.a., denen ebenfalls das Interesse gelten wird, ebenso wie jenen Medien, die sich Kafkas Kunst und dem Künstler Kafka widmen. Kurz: Es geht um eine Erhellung von Kafkas Werk und dessen Strahlkraft - exemplarisch und facettenreich.