Susan Kreller: Salzruh
Eine zwielichtige Pension, eine fadenscheinige Einladung, neun Menschen, die durch höhere Gewalt zu einer eingeschlossenen Schicksalsgemeinschaft werden - Susan Krellers Roman Salzruh nimmt Anleihe an einer Reihe literarischer Vorbilder: von der kammerspielartigen menschlichen Versuchsanordnung, wie sie im englischen Kriminalroman insbesondere bei Agatha Christie zu finden ist, über den französischen Existenzialismus mit seinem Glaubenssatz: "Die Hölle, das sind die anderen" und das namenlose Grauen bei Franz Kafka bis zu hin zu alten Drachenlegenden und der antirationalen Schreckensästhetik des klassischen Schauerromans.
Die umwaldete Pension Bertoldi in der Altmark mit Blick auf das schlossähnliche ehemalige FDGB-Erholungsheim Rudolf Breitscheid, geführt von der jungen Wirtin Oda Prager und dem alten Zimmermädchen Maria Rosa, hat das Zeug, sich in unser Gruselgedächtnis einzuschreiben. Vor allem jedoch ist Salzruh ein sprachlich hinreißender, psychologisch dicht gewebter Roman über das Gefangensein von Menschen. Aber auch über leuchtende Momente gegenseitigen Erkennens. Feiner Humor mildert das unheimliche Genre, ohne es zu persiflieren. Dazu scheint Susan Krellers eigener Respekt vor den Übeln der Welt zu groß.
Susan Kreller, 1977 in Plauen geboren, studierte Germanistik und Anglistik und promovierte über englischsprachige Kinderlyrik. Mit ihrem Jugendbuch Elefanten sieht man nicht wurde sie 2012 bekannt. Vier Mal für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, erhielt sie ihn 2015 für Schneeriese. Zwei Jahre später folgte mit Pirasol ihr Romandebüt für Erwachsene.
Zitat: "Wir fallen doch alle auseinander, wenn wir draußen rumlaufen." - Susan Kreller
Moderation: Dr. Antje Doßmann
Musik: Leptophonics