
Wär' ich doch kein Weib geworden
Das Kulturgut Haus Nottbeck wirft einen beispielhaften Blick auf die Verknüpfungen zwischen Literatur und Malerei in Westfalen. Im Rahmen eines dialogischen Vortrags stellen der Schauspieler Carsten Bender und Museumsleiter Walter Gödden Johann Christoph Rincklakes Bildnis der Autorin Catharina Schücking in den Mittelpunkt.
Die Veranstaltung ist Teil der neuen Sonderausstellung Wir sind Rincklake. Porträtmalerei im Selfiezeitalter, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Museum Abtei Liesborn und dem Haus Harkotten-von-Korff.
Johann Christoph Rincklake (1764-1813) gilt als der bedeutendste Porträtmaler Westfalens. In Münster ansässig, prägte er um 1800 die Bildniskunst der Region und war als Auftragsmaler für den Adel und das gehobene Bürgertum außerordentlich erfolgreich. Seit Mitte Juni erwecken die drei Museen Abtei Liesborn, Haus Harkotten und Nottbeck an seinem Beispiel die Porträtmalerei wieder zum Leben und stellen sie unserer heutigen Selfiekultur gegenüber. Dabei betrachten die unterschiedlich ausgerichteten Häuser das gemeinsame Thema aus je einem anderen Blickwinkel. Das Literaturmuseum Haus Nottbeck rückt bei seiner Rincklake-Hommage u.a. dessen bildnerisches Werk in Beziehung zur Literatur jener Zeit. Eines der prägnantesten Beispiele hierfür ist sein Gemälde Catharina Schückings. Schücking war das frühe Dichteridol Annette von Droste-Hülshoff, die ihr ein eigenes Gedicht widmete, und Mutter des vielgelesenen Romanciers Levin Schücking, der 1852 sein Domizil in Sassenberg aufschlug. Katharina Schücking war selbst schriftstellerisch tätig und verfasste Gedichte mit emanzipatorischem Anklang - ein Umstand, der sie zu Zeiten der Entstehung des Bildes in negativer Hinsicht zum Stadtgespräch machte. Auch hierauf wird der Vortrag in besonderer Weise eingehen.