Literaturtipp

Anja Liedtke und Esra Canpalat

Alte Arbeit & Neue Natur

Aisthesis, Dortmund 2025

Zum aufbrüche-Projekt "Alte Arbeit und Neue Natur: die Kokerei Hansa" des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, gefördert von der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, erscheint nun eine Anthologie mit Texten der beiden beteiligten Autorinnen Anja Liedtke und Esra Canpalat - mit einen Beitrag von Arnold Maxwill und insgesamt fünf Fotostrecken des Fotografen Heiko Hebig. Es handelt sich hierbei um Band 32 der von Walter Gödden herausgegebenen Reihe Nyland Dokumente für die Kölner Nyland-Stiftung und die Literaturkommission für Westfalen.

Vom alten Industrie- zum Freizeitareal: Die Kokerei Hansa in Dortmund wird nicht länger eine Mischung aus Denkmal, Brache und Museum sein. Es stehen die Umbauarbeiten zur Internationalen Gartenausstellung an. Das Ruhrgebiet, im vergangenen Jahrhundert eine Region der Tonnenideologie - Kohle, Koks, Eisen und Stahl -, entwickelt mit hohem Aufwand einen Ort gelungener Transformation. Dahinter steht ein allgegenwärtiges Versöhnungsnarrativ: Wo Raubbau war, soll Grünfläche und Erholung werden.

Damit aber geraten Leerstellen und Lücken noch stärker aus dem Blick. Daher die künstlerische Befragung, die knapp anderthalbjährige Langzeitbeobachtung in Text und Bild: Was bleibt von der fossilen Vergangenheit, der alten Arbeit? Wie sah es mit der Solidarität bei der Maloche aus? Wie belastbar sind die bisherigen Narrative, welche Geschichten blieben unerzählt? Zudem: In welchem Spannungsverhältnis stehen wilde und gezähmte Natur, welchen Begriff von Umwelt und Ökologie haben wir? Und was erzählen uns die vergifteten Böden?

Anja Liedtke ist ausgewiesene Expertin für Nature Writing und hat dazu ein Konzept poetischer Spaziergänge entwickelt. Esra Canpalat widmet sich dem kulturellen Gedächtnis, in ihren Texten stehen Arbeitsverhältnisse, historische Brüche, die Frage nach Ausgrenzung und Zusammenhalt im Mittelpunkt. Haiko Hebig beschäftigt sich als Fotograf mit Deindustrialisierungsprozessen, nicht nur im Ruhrgebiet.

www.aisthesis.de 
www.dortmund.de/fhi

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    Jeweils ein:e Literat:in und ein:e Filmemacher:in sollen für drei Monate zusammenkommen und in einer künstlerischen Kooperation ein literarisch-filmisches Werk erarbeiten. Das Resultat soll als Werkschau im größeren Rahmen zum Abschluss des LITFILMS Literatur Film Festivals Münster vorgestellt werden.

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