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Benjamin Ziemann
03.07.2024
Ort: Lippstadt
Beginn: 19:30 Uhr

Martin Niemöller: Westfale, Marineoffizier, Kirchenpolitiker

Benjamin Ziemann stellt seine Niemöller-Biografie vor

Martin Niemöller (1892-1984) hat als gebürtiger Lippstädter für diese Stadt, die er auch später immer wieder gern besuchte, eine besondere Bedeutung.

Martin Niemöller war eine Jahrhundertgestalt. Als eines der führenden Mitglieder der Bekennenden Kirche stand er im Zentrum der kirchenpolitischen Konflikte im "Dritten Reich". Nach sieben Jahren KZ-Haft als "Hitlers Persönlicher Gefangener" sprach er von seiner persönlichen Wandlung und seiner Schuld - und blieb doch seiner nationalistischen Grundhaltung treu. In der Bundesrepublik engagierte er sich als Pazifist, doch legte den Habitus des wilhelminischen Marineoffiziers nicht ab. Als Vertreter der Ökumene bereiste er die Welt - und blieb im Grunde seines Herzens ein Westfale.

Der Vortrag wird die Probleme und Widersprüche von Niemöllers Wirken beleuchten, darunter nicht zuletzt seinen tief verwurzelten und auch nach 1945 sichtbaren Antisemitismus.

Benjamin Ziemann ist Professor für neuere deutsche Geschichte an der University of Sheffield in Großbritannien. Seit 2007 ist er Fellow der Royal Historical Society. 2010/2011 war er Gastprofessor an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Seit Oktober 2018 ist er einer der Mitherausgeber der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Zu Ziemanns Forschungsschwerpunkten gehören die Friedensforschung, die Sozialgeschichte der Religion, die Militärgeschichte, die Wissenschaftsgeschichte und die Theorie der Geschichte. Er ist der Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher, darunter zuletzt mit Nadine Rossol (Hg.), Aufbruch und Abgründe. Das Handbuch der Weimarer Republik (2021); Gesellschaft ohne Zentrum. Deutschland in der differenzierten Moderne (2024)

"Dies ist die definitive Niemöller-Biographie. An die Stelle des nach 1945 entstandenen Bildes eines Helden des Widerstands gegen das NS-Regime tritt eine ebenso ungeschönte wie überzeugende Deutung. Benjamin Ziemann betont den mit Inbrunst vertretenen protestantischen Nationalismus, kulturellen Antisemitismus und die Ablehnung der liberalen Demokratie als jene Grundhaltungen Niemöllers, die seinen oft widersprüchlich erscheinenden Gedanken und Taten bis weit nach 1945 Konsistenz verliehen." Ian Kershaw

"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte." - Martin Niemöller

Seit der Eröffnung des United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) im Jahre 1993 ist das Zitat "Als die Nazis die Kommunisten holten, ..." Teil der Dauerausstellung. Ursprünglich waren Niemöllers Worte auf einer Texttafel in der Hauptausstellung zu sehen. Heute sind sie an prominenter Stelle am Ende der Dauerausstellung des Museums angebracht.

Informationen
Datum:
03.07.2024, 19:30 Uhr
Ort:
Kulturraum Synagoge Lippstadt
Stiftstraße 7
59555 Lippstadt
Anfahrt (Google Maps)
Eintritt:
12 €, erm. 10 €
Veranstalter:
Kulturraum Synagoge Lippstadt e.V.
E-Mail:
Web:
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