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Das Liesborner Evangeliar

Ein nationales Kulturgut im Münsterland

Liesborner Evangeliar

Das Liesborner Evangeliar ist eine der ältesten, vollständig erhaltenen Handschriften des frühen Mittelalters. Vor 1.000 Jahren geschrieben, kehrt es nun nach einer 200-jährigen Reise durch Europa und Übersee an seinen ursprünglichen Bestimmungsort zurück: in das Museum der ehemaligen Benediktinerabtei Liesborn.

Um dieses bedeutende Werk, das zum Kulturgut der Bundesrepublik Deutschland gehört, würdig ausstellen und der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, ist das Museum Abtei Liesborn in den vergangenen Jahren aufwändig umgebaut worden.

Durch die Neugestaltung des Museums kann die Handschrift heute in einem spektakulär gestalteten Ausstellungsraum der Öffentlichkeit angemessen präsentiert werden.

"In einem modernen Museum im Münsterland präsentieren wir einen Kunstschatz ersten Ranges, der zum Kulturgut der Bundesrepublik Deutschland gehört. Wir sind stolz, das Evangeliar mit Hilfe unserer Sponsoren zurück in seine Heimat geholt und zur Präsentation einen spektakulären Ausstellungsort geschaffen zu haben", unterstreicht Landrat Dr. Olaf Gericke die Besonderheit der Evangeliar-Ausstellung. "Wir zeigen, dass kulturelle Leuchttürme auch außerhalb der Metropolen stehen."

Dr. Georg Lunemann, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe unterstreicht: "Das Evangeliar ist ein herausragendes Artefakt mittelalterlicher Kunst, das seinesgleichen sucht. Ich bin stolz, dass der LWL dazu beitragen konnte, dass dieses sakrale Kunstwerk an den Ort zurückkehren konnte, an den es gehört. Damit unterstreichen wir gleichzeitig einmal mehr, dass Kultur sich nicht nur in den großen Zentren abspielt, sondern auch in der Fläche für die Region und ihre Menschen von Bedeutung ist."

Neben dem Evangeliar gehört auch eine digitale Klosterbibliothek, die noch um bedeutende Exponate ergänzt werden soll, zur neuen Dauerausstellung des Museums. Sie wurde durch eine Spende der Sparkasse Münsterland Ost ermöglicht. So sollen die Ausstellungsstücke besonders für Kinder und Jugendliche erlebbar werden.

Peter Scholz, stv. Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Münsterland Ost betont: "Die Kunst- und Kulturgeschichte der Region auf neue und attraktive Art und Weise verstehen zu können - das wollten wir mit der Förderung der digitalen Klosterbibliothek erreichen. Denn das zeichnet doch ein modernes Museum aus: Mitmachen, Anfassen, selbst aktiv werden ist nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht. So wird die Geschichte des Kreises Warendorf und der Abtei lebendig und begreifbar."

Und die Gemeinde Wadersloh, im äußersten Südosten des Kreises Warendorf erwartet durch die außergewöhnliche Ausstellung erheblichen Rückenwind. "Wer wissen möchte, wie sich 1.000 Jahre Geschichte erfahren lassen, dem ist ab sofort ein Besuch im Museum Abtei Liesborn empfohlen. Die neue Dauerausstellung rund um das Liesborner Evangeliar ist ein Glanzstück für unsere Gemeinde Wadersloh und für alle Besucherinnen und Besucher, die sich von der Anziehungskraft dieses bundesweit bedeutenden Kunstschatzes überzeugen möchten", hebt Christian Thegelkamp, Bürgermeister der Gemeinde Wadersloh, hervor.

Ausstellung mit dem Liesborner Evangeliar

Am 13. Mai wird die neue Dauerausstellung mit einem Festakt feierlich eröffnet. Die Festrede wird Professor Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, halten.

Das historisch bedeutsame Evangeliar aus dem frühen Mittelalter wird in einem sakral anmutenden Raum präsentiert, der aus 22 etwa sieben Meter hohen Stahlplatten besteht, aus denen Texte der Handschrift ausgelasert worden sind. Eine Spezial-Vitrine und ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept sorgen dafür, dass nicht zu viel Licht auf das empfindliche alte Buch fällt, dessen Seiten aus Pergament bestehen und dessen Texte von Hand geschrieben wurden. Gleichzeitig wird es für Besucher von zwei Seiten gut sichtbar sein.

Der Codex enthält die vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes und gehört zum Kulturgut der Bundesrepublik Deutschland. Damit steht das Objekt unter besonderem Schutz und darf Deutschland nie wieder verlassen. Zu den Besonderheiten des Buches gehören ein Widmungsgedicht der Äbtissin Berthildis aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts, ein Vermerk (Kolophon) eines Diakon Gerwardus, der sich am Ende der Handschrift als einer der drei Schreiber zu erkennen gibt, und eine zeichnerisch aufwendige Radfigur (Pater-Noster-Diagramm), die ähnlich einem Kompass den Weg zu Gott (DEVS) im Zentrum weist.

Mit der Unterstützung zahlreicher namhafter Förderer und Stiftungen konnte der Kreis Warendorf das Buch 2017 erwerben. Zuvor hatte es nach der Auflösung des Klosters in Liesborn 1803 eine lange Reise mit vielen Stationen in Europa und den Vereinigten Staaten hinter sich gebracht. Es befand sich in den Händen namhafter Sammler wie Sir Thomas Phillipps (1792-1872), Abraham Simon Wolf Rosenbach (1876-1952) oder Martin Olsen Schøyen (1896-1962).

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