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"Nieheimer Schuhu" für Sarah Hakenberg

Am 9. September wird der Preis in Nieheim vergeben

Preisträgerin Sarah Hakenberg

Am Wochenende verleiht die Peter-Hille-Gesellschaft zum sechsten Mal den Nieheimer Schuhu. Peter Hille-Literaturpreis. Preisträgerin ist die bundesweit bekannte Kabarettistin und Autorin Sarah Hakenberg. Eigentlich sollte Hakenberg den Preis bereits im vergangenen Jahr erhalten. Doch damals machte Corona einen Strich durch die Rechnung. Nun wird die feierliche Preisübergabe im Rahmen des Hille-Literaturwochenendes (8. bis 10. September) nachgeholt.

1978 in Köln geboren, studierte sie Theaterwissenschaft, Neuere deutsche Literatur und Philosophie. Schon während des Studiums schrieb Sarah Hakenberg eigene Geschichten, die sie auf Lesebühnen vortrug. Von da war der Schritt zum Poetry Slam nicht weit: Ab 2004 nahm sie an Poetry-Slam-Veranstaltungen teil und gewann 2008 den 1. Preis beim Dichterwettstreit des WDR. Ihr erstes Soloprogramm Knut, Heinz, Schorsch und die anderen war im gesamten deutschsprachigen Raum erfolgreich, und die Geschichten dieses Programms erschienen 2009 beim bekannten Frankfurter Eichborn Verlag als Buch.

Außerdem war Sarah Hakenberg Gastgeberin der Mixshow Sarahs Dienstag im Oblomow in München. Im September 2010 feierte ihr Bühnenprogramm Der Fleischhauerball im Aschaffenburger Kabarett im Hofgarten Premiere, im Januar 2013 präsentierte sie ihr drittes Bühnenprogramm Struwwelpeter reloaded in der prominenten Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Ihre pointierten Liedtexte brachten ihr bereits 2014 den Ernst-Hoferichter-Preis ein, 2016 folgte der Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises. Im Fernsehen war Sarah Hakenberg u.a. schon bei Night-wash, Ladies Night, Stratmanns und Die Anstalt zu sehen. Nach Stationen in Berlin, Straßburg und München lebt Sarah Hakenberg nun seit einiger Zeit in Warburg.

Wie sie gern bekennt, war und ist Westfalen ihr "Sehnsuchtsort". Auch wenn oft behauptet wird, dass das ostwestfälische Publikum nur "schwer zu kriegen" sei, hat Sarah Hakenberg ganz andere Erfahrungen gemacht: Bei ihren Auftritten in Westfalen, darunter zahlreichen in Bielefeld und im Höxteraner Land, trifft sie mit ihren Texten und Liedern das ostwestfälische Herz und Lebensgefühl, was ihr das Publikum mit begeistertem Applaus dankt - man höre dazu ihr Lied Ostwestfalen.

Sarah Hakenberg bezeichnet ihre Programme als "literarisches Kabarett", nicht als "politisches Kabarett". Damit steht sie in der Tradition Peter Hilles, der zu den Gründervätern des deutschen literarischen Kabaretts in Berlin um 1900 gehörte. Mit spitzer Ironie und hintergründigem Humor trägt sie ihre Texte und Lieder vor, die sie auf dem Klavier begleitet. Der Deutschlandfunk bescheinigte ihr in einer Porträtsendung das Feiern gepflegter Bosheiten - das trifft zu, aber diese "Bosheiten" werden zumeist mit heiterem Augenzwinkern vorgetragen und zielen vor allem auf das "Menschliche, Allzumenschliche", ohne zu verletzen. Auch das macht sie mit Peter Hille "seelenverwandt", der in einem Aphorismus notiert: "Besser ein freier Teufel als ein gebundener Engel."

Und so urteilt die Jury des Nieheimer Schuhu zusammenfassend: Sarah Hakenberg bezeichnet ihre Programme als "literarisches Kabarett", nicht als "politisches Kabarett". Damit setzt sie fort, was Peter Hille bereits 1902 über das Kabarett, damals "das Überbrettl" genannt, schrieb: "Liebes Überbrettl, Du bist ein Kind, ein Kind mit Mutwill und tiefwitterndem Lebenssinn; nur mußt Du uns nicht altklug kommen. […]. Das Überbrettl den Dichtern!"

"Mit Mutwill und tiefwitterndem Lebenssinn" bringt Sarah Hakenberg in ihren Texten und Liedern, die sie auf dem Klavier und der Ukulele begleitet, amüsante Szenen und kurze Geschichten aus dem Alltag, skurrile Personen und menschliche Schwächen pointiert auf den Punkt, ohne Weitschweifigkeit, sondern in prägnanter, humorvoller Form. Auch Peter Hille schrieb aus demselben Impuls zahlreiche Prosaskizzen und Aphorismen. Darum ist Sarah Hakenberg eine würdige Trägerin des Nieheimer Schuhu. Peter Hille-Literaturpreis!

Der Nieheimer Schuhu ehrt Autor:innen, die in Westfalen geboren wurden, in Westfalen leben oder deren Werk einen besonderen Bezug zu Westfalen aufweist. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird - im Turnus von drei Jahren - von der im Jahr 1983 gegründeten Peter-Hille-Gesellschaft verliehen und erinnert an den westfälischen Schriftsteller Peter Hille, der 1854 in Erwitzen bei Nieheim geboren wurde und als Berliner Dichter-Bohemien in die Literaturgeschichte einging. Hilles eigens für das Kabarett geschriebenen Lieder eines betrunkenen Schuhus geben dem Preis seinen Namen.

Die bisherigen Preisträger sind Erwin Grosche, Fritz Eckenga, Wiglaf Droste (†), Hans Zippert und Bernd Gieseking. Stifter des diesjährigen Preises sind die ostwestfälische Stadt Nieheim, die Bürgerstiftung Nieheim, die Sparkasse Höxter und die ALG Westfalen. Die Bronzeskulptur hat der Künstler Bernd Bergkemper gestaltet.

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